Freitag, 16. Dezember 2011

Wie oft lässt sich der Leser narren? Der Boulevard testet es

In österreichischen Medien häufen sich journalistische Fehler und bewusste Täuschungen der Leser. Die Falschmeldungen werden nicht einmal richtiggestellt…..

Diesen Artikel beim Wort genommen, wurde ich in der Presse gleich fündig:

….Lüge 5: Die Bahn ist das umweltfreundlichste
Verkehrsmittel.
Die Wahrheit: Auch wenn man bei den Bahnen anderes erzählt: Das deutsche Ifo-Institut hat die Sache vor ein paar Jahren umfassend durchgerechnet und ist dabei auf eine, wie das die deutsche „FAZ“ nannte, „unbequeme Wahrheit“ gestoßen: Im Nahverkehr verbraucht die Bahn im Schnitt 7,2 Liter „Erdöläquivalent“ pro Passagier und 100 Kilometer, also deutlich mehr als ein durchschnittlich
besetzter Mittelklasse- Pkw. Besser sieht die Umweltbilanz der Bahn im Langstreckenverkehr aus:
Da matcht sich die Deutsche Bahn mit 3,9 Litern pro Passagier und 100 Kilometer mit dem Auto und dem Flugzeug in einer Liga. In Österreich ist die Fernverkehrsbilanz der Bahn wegen des hohen Wasserkraftanteils in der Stromerzeugung natürlich deutlich besser, im Regionalverkehr mit Dieselloks kommt die Bahn umweltmäßig mit dem Auto aber nicht mit….

Der Artikel wurde verständlicherweise im Forum der Presse kontroversiell diskutiert. Und es scheint nicht nur, sondern ist auch so, dass sich die Presse und zuvor die FAZ hier einen Grubenhund aufbinden ließ.

Nun. Dass die Wirtschaft lügt (so könnte man den Titel nämlich auch lesen) ist nicht auszuschließen.

Mein Kommentar dazu:
Seit den fünfziger Jahren hat die Effizienz unserer Transportsystem stetig abgenommen – sie scheint mit der schwindenden Präsenz der Bahn zu korrelieren. Die Aussagen des Ifo-Instituts sollten daher nicht so einfach zitiert werden. Denn hier wird eine meiner Meinung nach nicht generalisierbare Aussage mit einer gutgläubigen Bewertung zu einer Fehlinformation. Zwar weisen sie richtiger Weise auf das Strommixproblem Deutschland –Österreich hin. Doch ist selbst bei einem ungünstigeren Strommix (oder reinem Dieselverkehr) die Rad-Schiene Technik der Eisenbahn der Straße hinsichtlich Endenergieeinsparung noch immer zumindest um den Faktor 2 überlegen. Dass das Ifo-Institut hier zu anderen Ergebnissen kommt, erinnert an die Studie der DENA (Deutsche Energie Agentur) die den für die Frage der Ökologie wichtigen Primärenergieverbrauch einzelner Verkehrsträger mit angenommenen verschiedenen Besetzungsgraden verzerrt hat. Z.B. kann man die Aussage hier deutlich verändern, wenn für die Bahn Besetzungsgrade von 30% und für Reisebusse und Flugzeuge 100% angesetzt wird. Was die Studie sicher belegen wird: Leere Züge auf Nebenbahnen (dank ausbleibender Verbesserung an Trasse und Bedienungsqualität) mit nur durchschnittlich 1,3 Personen besetzte PKW´s und Just-in-time Lieferungen im Warenverkehr sind schlecht fürs Klima und auch für die Wirtschaft.


P.S. Wenn es doch nur so einfach wäre, wie es z.B. Robert B. Reich erklärt. Wahrscheinlich ist das auch nicht die Wahrheit, aber anschaulich wäre es - und die Theorie des bewusstseinsgespaltenen Bürgers im "Superkapitalismus" erscheint sehr plausibel.

Sonntag, 11. Dezember 2011

20.11.2011, Warten auf den Schnee.....Heute, gerade noch einmal ausgegangen: Gut, dass wir nicht mehr darüber nachdenken müssen - oder?

……Bei Slogans wie „Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut“ rieselt’s mir kalt den Rücken hinunter….

…..Durban allerdings ist nicht per Zug erreichbar.*

Kromp-Kolb: Was mich dazu zwingt, mir zu überlegen, welchen Wert meine Teilnahme am Klimagipfel im Vergleich zu dem Schaden hat, den ich damit anrichte. Die Folge ist: Ich habe die Reise gestrichen…….

…..Wir gebärden uns wie kriegerische Horden, die plündernd und alles zerstörend durch einen Ort ziehen, in dem sie sowieso nicht bleiben wollen……
(Interview mit Helga Kromp-Kolb, Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom So, 11.12.2011)

Es ist gehört ja mittlerweile zum (fast) guten Ton, über Klimathemen in Zeitungen hinwegzublättern.

Tun Sie´s nicht!


Das Interview mit der österreichischen Klimaforscherin in der TT dieses Sonntags ist sehr empfehlenswert.

*) Stimmt nicht ganz, da "nur" der Abschnitt Sudan-Uganda fehlt. Wer etwas über die Zeit der ersten Versuche dazu wissen will, dem sei die "Eiserne Schlange" von P. Hardy, im Orell Füssli Verlag 1966 erschienen, empfohlen.