Mittwoch, 16. März 2011

Tricastin, zwischen Avignon und Valence, „mein erstes Atomkraftwerk“ aus nächster Nähe. Ende der Achtzigerjahre auf einer UNI-Exkursion in die Provence. Tricastin ist übrigens auch bekannt für seine leichten Schwarm-Erdbeben.


Seit Hiroshima und Nagasaki, wenn man Madame Curie, die auch daran gestorben ist, ausblendet, weiß man, dass man von Nuklearanlagen so großen Abstand halten sollte, dass diese nicht auf demselben Planeten stehen können.
Nicht umsonst hat sich das Leben erst soweit von der Sonne entfernt entwickelt. Trotzdem machte man weiter. Brandstifter sperrt man ein oder gibt sie in Anstalten für geistig abnorme Rechtsbrecher. Atomlobbyisten nicht.

Westlich von uns – wenn was schief geht – stehen ca. 30 Verdächtige. Vorwiegend in Frankreich, aber auch Schweiz und Deutschland.
Sicher - Frankreich und die Schweiz sind gewissermaßen (Zynikmodus ein) entschuldigt, denn sie bauen oder wollten Atomwaffen. Und dafür braucht man nun einmal Atomkraftwerke, die spaltbares Material zur Anreicherung liefern. Die Energieversorgung mit diesen Apparaturen ist auf ihre Lebenszeit bzw. Halbwertszeit gerechnet eine reine Verlustrechnung. Die friedliche Nutzung rentiert sich nur wenn man kriegerisches (und sei es nur die Verteidigung der Neutralität) vorhat.

Besonders tragisch angesichts der aktuellen Ereignisse aus meiner Sicht: Wir blickten in den letzten Jahren andächtig nach Frankreich, wo Hochgeschwindigkeitszüge fahren und Straßenbahnen wie Schwammerln aus den Boden schießen. Doch leider fahren diese für sich betrachtet vernünftigen Einrichtungen zu 75% mit Atomstrom. Strom stinkt (noch) nicht.

Und was macht Österreich? Blicken wir nur wenige Tage zurück auf das Volksbegehren „Raus aus Euratom“. Dieses hatte zum Inhalt, zu erreichen, dass Österreich keinen Zahlungen mehr an Euratom leistet, da damit indirekt die unwirtschaftliche Kernkraft in unseren Nachbarländern weiter mitfinanziert wird.
Gleich bemühten sich unsere EU-Musterschüler zu warnen, dass dann die EU sehr böse wäre und die Presse schwieg sich (sie fragt ja, scheints mir,  immer zuerst an, ob Nachrichten zu drucken genehm sei) zum Thema eher aus. Die Folge von dem was im Vorfeld gesagt wurde: Die Leute trauten sich nicht hin.
Angst, lächerlich zu wirken?
Angst, unsachlich zu sein?
Angst, in irgendeinem Akt (der gegen  jeden geführt wird – ums mit den Worten des Amtsrates Zihal zu sagen) einen nachteiligen Vermerk zu erhalten?
Wie auch immer – jetzt dürfen wir noch mehr Angst haben.

Was aber keinen Sinn hat.

Leider hat es auch keinen Sinn sich dazu zu äußern, denn die Verblödung der Entscheidungsträger in dieser Sache ist wohl irreparabel. Möglicherweise ist eine schleichende Selbst - Euthanasierung der Menschheit das Selbstregulativ der Natur, das wieder einmal zum Tragen kommt.

Ich habe den folgenden Brief auch nicht abgeschickt, da der betr. Adressat für die Entscheidung nicht klar zu eruieren ist (sicher gäbe es einzelne Personen - aber die Gefahr tauber Nüsse ist so groß, dass ich besten Willen nciht wüsste, wo anfangen um einen Effekt zu erzielen) außerdem geistern der Kommentare nun wohl genügend herum:

Sehr geehrte…..Atomlobby?,

Ich glaube nicht, dass die Kinder und Jungendlichen in Österreich den Sinn von Texten schlechter erfassen können, weil es an der Qualität der Ausbildung mangelt, sondere weil auch wir Erwachsene das nicht mehr können.
Warum können es wir nicht mehr? Weil wir tagtäglich Informationen ausgesetzt sind, die relativieren, abschwächen und abwiegeln. Kein Wort bedeutet mehr das was es ehedem war.

Ich nehme dazu ein erstes Beispiel aus den Nachrichten:
„Nach dem Störfall wurde das Atomkraftwerk Fukushima umgehend von Netz genommen.“
Was soll das bedeuten? Was hilft es ein Atomkraftwerk vom Netz zu nehmen, wenn es dabei weiterläuft, sich genaugenommen gar nicht abstellen lässt und nun durchschmilzt.
Ein zweites Beispiel gefällig?
Wahrscheinlich nicht, denn politikergerechte Informationen sind normalerweise maximal drei Zeilen a fünf Wörter lang (wie mir ein Arbeitskollege erklärte). Ich fahre aber trotzdem fort:

„Wenn man für „Österreich raus aus Euratom“ stimmt, treten wir zugleich aus der EU aus.“
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Und was wäre geschehen, wenn z.B. dieses Volksbegehren erst in der kommenden Woche stattfände und z.B. drei Millionen Österreicher statt der kaum 100.000 für einen Ausstieg stimmen. Glauben Sie, sie würden an Glaubwürdigkeit einbüßen, nur weil sie dann im Auftrag des österreichischen Volkes ein Meinung vertreten müssen, die nicht der Euratom entspricht, die da im Wesentlichen sagt „Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht, und so machen es auch wir“?

Ein weiteres Beispiel:
Ähnlich wie bei der Häufung von Krebsfällen in der Umgebung von Atomanlagen mit Störfällen (und Störfälle lassen sich nie ausschließen) zeigt die Realität der hinaus geschleppten Entscheidungen, dass COPD-Häufung  an stark befahrenen Straßen wohnen, in Kauf genommen wird, da es für das Wirtschaftsleben notwendig ist - anstatt den Verkehr wirklich schmerzhaft einzuschränken.
Enthebt einem der Grundsatz „Im Zweifel für die Wirtschaft“ wirklich von jeder Notwendigkeit zu denken und simpelsten ethische Grundsätze einzuhalten (wenn man schon nichts mit den zehn Geboten zu tun haben will). Anscheinend ist es nur mehr die Wirtschaft, die Schmerzen empfindet und nicht mehr der Mensch….

Sie sehen schon: Es stehen Entscheidungen an, die jetzt getroffen werden müssen und nicht auf die nächste Legislaturperiode vertragt werden können. Ich habe hier diese zwei genannt die ich als die Wichtigsten ansehe, da sie unmittelbar mit der Frage des Gesamtenergieverbrauchs zusammen hängen.

Wenn Sie dadurch abgewählt werden, dann können sie wenigsten sagen, Sie haben ihren Zweck erfüllt – ansonsten war es vergeudete Zeit.

Österreich darf nicht mehr die Idiotie der Mehrheit (die nun wohl ohnehin schrumpfen wird) mit immensen Geldbeträgen unterstützen. Und es muss sich – wenn keine konzertierte europäisch gemeinschaftliche Vorgangsweise möglich ist – unabhängig machen von den faktischen Zwängen indem es andere Wege geht.

Dazu gehört eben auch die Einschränkung des Individualverkehrs und nicht das Aufschieben der Entscheidung bis zur Umsetzung der Elektromobilität.
Denn gerade angesichts dieser wittert die Atomindustrie Morgenröte. Wenn es um den fahrbaren Untersatz geht, nimmt leider zuerst jeder Bürger die Gefahr einer noch weit weg gewähnten atomaren Verseuchung in Kauf.

Und diese atomare Verseuchung ist das eigentliche Problem.

Wir wissen ja selbst noch nicht genau, was Tschernobyl z.B. mit uns angerichtet hat. Welcher Krebs nun wirklich davon kommt oder noch kommen wird, dass z.B. einer nach Tschernobyl ein Pilzgulasch gegessen hat.

Vielleicht sind die schleppenden politischen Entscheidungen auch Folge von sonst noch unsichtbaren physischen Beschädigungen der handelnden Personen durch Radioaktivität. Das nur als humorvolle Einlage.

Ich bin selbst beileibe kein Technikfeind und erfreue mich sogar an dem Anblick mancher Hochspannungsleitungen, wenn die Masten schön gesetzt wurden. Allerdings denke ich, dass die „friedliche Nutzung“ der Atomkraft letztendlich doch eine kriegerische ist, die jedenfalls mit friedlichen Mitteln das erreicht, was sonst nur Kriege in einzelnen Regionen kurzzeitig oder dauerhaft schaffen – nämlich eine Gesellschaft zurück in die Steinzeit zu katapultieren.
Dort möchte ich aber sicher nicht hin.

Was derzeit geschieht, erweckt in mir den Eindruck, dass zumindest die Entscheidungsträger es so satt haben, dass sie erhoffen, dass diese Katapultierung möglichst bald von statten geht und man den Ärger los ist.
Nach dem Motto: Sich vor andere zu stellen und zu regieren – dazu braucht man keine Gesetze, das geht auch mit Prügeln oder Steinen. Also wozu Zentralheizungen, Pensionsvorsorge, Krankenhäuser oder gottbewahre – Bildung.

Das fürchte ich als Bürger und ich fürchte auch, dass wir mit unseren Schwächen als Masse dazu benutzt werden, unseren eigenen Untergang vorzubereiten.

2 Kommentare:

  1. Meine Heimatstadt ist 90 Minuten von Three Mile Island. In der 70er wurde noch ein Atomkraftwerk gebaut, und noch näher —Limerick Power Plant. Wenn etwas dort wirklich schief geht, werden meine Eltern keine Möglichkeit haben zu evakuieren ohne echte Schwierigkeiten.

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  2. Zwar kein Erdbeben aber immerhin interessanter Hinweis zu Tricastin:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,772028,00.html

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