Samstag, 26. September 2015



Am 9.10.2015, 17h00 wird im Rahmen der AUT „vor Ort“ Veranstaltung der neue Sillblock der Architekten Salvi/Weber zu besichtigen sein.  Schon wie 2011 auf wettbewerbe.at der Entwurf präsentiert wurde machte er neugierig – ist er doch eine überzeugende Lösung des Eckhausproblems bei der Blockrandbebauung. 

Kaum zu glauben. 2015. Und ein beinahe echter Block!


Das „Eckhausproblem“ ist ein Belichtungs-/Bauwerkstiefenproblem und wenn man sich gründerzeitliche Wohnblöcke ansieht, sieht man mitunter, dass diese im Inneneckbereich verschmälert werden – dadurch aber letztendlich auch nur sehr dunkel Winkel schaffen. Eine andere Lösung ist die 45° Abschrägung der Ecken des Wohnblocks, wie das z.B. in Cerdas Plan für Barcelona angewandt wird.

Letztendlich schien mir aber, das in den letzten Jahren die konsequente Blockrandbebauung allenfalls als postmoderne Zitate in Entwürfen, wie sie beispielsweise Rob Krier macht, auftauchen.



Sonstige zeitgenössische Blockrandbebauunges bleiben immer irgendwo offen um dem Eckproblem zu entgehen. Blöcke rechtwinkelig zueinander gestellten isolierten Scheiben. Nicht richtig offen, nicht richtig geschlossen. Weder Fisch noch Fleisch. Vielleicht ist das aber auch ein Zeitgeistsymptom. So als hätte alle gleichermaßen Claustro- und Agoraphobie. Wie man geschlossen Räume überall aufreist so verstellt man gleichermaßen Plätze mit Bumentöpfen und sonstigen „Möbeln“.



Mit dem Aufreißen ist aber der Vorteil des Blocks verschwunden. Nur wenn er geschlossen ist, kann er auch einen „Paradiesgarten“ rahmen, der eine Oase ohne Verkehrsgeräusche in mitten in der Stadt ist.

Der geschützen Garten mit den ebenso geschützten Balkonen




Der Sillblock könnte von seinen Etnwurfsgrundgedanken her eine Wiedergeburt der Blockrandbebauung einleiten. Zwar  hat man sich auch hier nicht getraut, ihn wirklich geschlossen machen – zumal er nur eine halber Block ist; doch würde er genauso gut komplett geschlossen funktionieren; denn der Sägezahneingang zum Hof mit den Balkonen, die sich gegenseitig anschauen hat wohl mehr skulpturale Qualität. Er wird and dieser stelle aber keinen Lärm einlassen, da dort eine Nebenstraße verläuft. 

Die erste Binsenmatten ist allerdings schon aufgestellt.



Das besondere an diesem Entwurf ist jedoch, dass das Gebäude ausgerechnet an der kritischen Stelle im Eck deutlich breiter wird. Die Wohnungsgrundrisse haben es dabei in sich. Man hat das Gefühl die Architektenhaben Tetris gespielt, um das zusammenzufügen. Pro Ecke wären in der günstigsten Einteilungsvariante zwei mittelgroße Wohnungen die nur zur Straße orientiert sind; alle anderen sind sowohl zur Straße als auch zum Innenhof orientiert.


Durch die Verdickung zu Eck hin sind die Balkone zum Hof so zueinander abgestuft, das jede Wohnung einen vor fremden Einblicken geschützten Bereich hat. Zu guter letzt ist das Haus mit einem Hochparterre konzipiert – d.h. man kann im Erdgeschoß hier auch gut Wohnung, da man ca. 3 m Brüstungshöhe über der Straße bzw. dem Innenhof.
Der Baum wirkt zwar noch etwas arm. aber die straßenseitgen Balkone lassen sich gut nutzen.


Interessant dürfte nun sein, wie die Bewohner die Wohnungen empfinden. Sind die vergleichsweise komplizierten Wohnungstrennwände hellhörig? Hat man die wenigen für Wohnzwecke etwas benachteiligten straßenseitigen Eckwohnungen z.B. auch für Büro oder Ordinationen verwendet – der Mix wäre ohnehin praktisch und würde dem entsprechen, wie sich die Nutzungen in alten Wohnblöcken entwickelt haben?