Am 9.10.2015, 17h00 wird im Rahmen der AUT „vor Ort“
Veranstaltung der neue Sillblock der Architekten Salvi/Weber zu besichtigen
sein. Schon wie 2011 auf wettbewerbe.at
der Entwurf präsentiert wurde machte er neugierig – ist er doch eine
überzeugende Lösung des Eckhausproblems bei der Blockrandbebauung.
Kaum zu glauben. 2015. Und ein beinahe echter Block! |
Das „Eckhausproblem“ ist ein
Belichtungs-/Bauwerkstiefenproblem und wenn man sich gründerzeitliche
Wohnblöcke ansieht, sieht man mitunter, dass diese im Inneneckbereich
verschmälert werden – dadurch aber letztendlich auch nur sehr dunkel Winkel
schaffen. Eine andere Lösung ist die 45° Abschrägung der Ecken des Wohnblocks,
wie das z.B. in Cerdas Plan für Barcelona angewandt wird.
Letztendlich schien mir aber, das in den letzten Jahren die
konsequente Blockrandbebauung allenfalls als postmoderne Zitate in Entwürfen,
wie sie beispielsweise Rob Krier macht, auftauchen.
Sonstige zeitgenössische Blockrandbebauunges bleiben immer
irgendwo offen um dem Eckproblem zu entgehen. Blöcke rechtwinkelig zueinander
gestellten isolierten Scheiben. Nicht richtig offen, nicht richtig geschlossen.
Weder Fisch noch Fleisch. Vielleicht ist das aber auch ein Zeitgeistsymptom. So
als hätte alle gleichermaßen Claustro- und Agoraphobie. Wie man geschlossen
Räume überall aufreist so verstellt man gleichermaßen Plätze mit Bumentöpfen
und sonstigen „Möbeln“.
Mit dem Aufreißen ist aber der Vorteil des Blocks
verschwunden. Nur wenn er geschlossen ist, kann er auch einen „Paradiesgarten“
rahmen, der eine Oase ohne Verkehrsgeräusche in mitten in der Stadt ist.
Der geschützen Garten mit den ebenso geschützten Balkonen |
Der Sillblock könnte von seinen Etnwurfsgrundgedanken her
eine Wiedergeburt der Blockrandbebauung einleiten. Zwar hat man sich auch hier nicht getraut, ihn
wirklich geschlossen machen – zumal er nur eine halber Block ist; doch würde er
genauso gut komplett geschlossen funktionieren; denn der Sägezahneingang zum
Hof mit den Balkonen, die sich gegenseitig anschauen hat wohl mehr skulpturale
Qualität. Er wird and dieser stelle aber keinen Lärm einlassen, da dort eine
Nebenstraße verläuft.
Die erste Binsenmatten ist allerdings schon aufgestellt. |
Das besondere an diesem Entwurf ist jedoch, dass das Gebäude
ausgerechnet an der kritischen Stelle im Eck deutlich breiter wird. Die
Wohnungsgrundrisse haben es dabei in sich. Man hat das Gefühl die Architektenhaben Tetris gespielt, um das zusammenzufügen. Pro Ecke wären in der
günstigsten Einteilungsvariante zwei mittelgroße Wohnungen die nur zur
Straße orientiert sind; alle anderen sind sowohl zur Straße als auch zum
Innenhof orientiert.
Durch die Verdickung zu Eck hin sind die Balkone zum Hof so
zueinander abgestuft, das jede Wohnung einen vor fremden Einblicken geschützten
Bereich hat. Zu guter letzt ist das Haus mit einem Hochparterre konzipiert –
d.h. man kann im Erdgeschoß hier auch gut Wohnung, da man ca. 3 m Brüstungshöhe
über der Straße bzw. dem Innenhof.
Der Baum wirkt zwar noch etwas arm. aber die straßenseitgen Balkone lassen sich gut nutzen. |
Interessant dürfte nun sein, wie die Bewohner die Wohnungen
empfinden. Sind die vergleichsweise komplizierten Wohnungstrennwände hellhörig?
Hat man die wenigen für Wohnzwecke etwas benachteiligten straßenseitigen
Eckwohnungen z.B. auch für Büro oder Ordinationen verwendet – der Mix wäre
ohnehin praktisch und würde dem entsprechen, wie sich die Nutzungen in alten
Wohnblöcken entwickelt haben?
Nachtrag:
AntwortenLöschenBei der Besichtigung hat Architekt Salvi erklärt, dass die Öffnung wegen des Blicks auf die alten Linden im Zentrum der Anlage von anfang an so bebsichtigt war. Dass man das System auch im Bedarfsfall kaum ohne Abschläge geschlossen ausführen könnte, wurde auf meine Anfrage hin bestätigt.
Die tolle Grundrisskonzeption sei nicht allein sein Copyright sondern an ein Konzept eines Kollegen angelehnt, der so etwas in Zürich realisieren wollte.
Lt. IIG (innsbrucker Immboliengesellschaft) sind die Mieter sehr zufrieden. Der Schalllschutz zwischen den Wohnungen ist kein Problem, da das gesamt Objekt ein massiver Betonbau ist und die Wohnungstrennwände Vorsatzschalen haben.