Mittwoch, 9. November 2011

Parkraumbewirtschaftung

Das Stahlwerk Piombino. In den Achtzigerjahren bedrohte der italienische Stahl die Rentabilität der österreichischen Stahlproduktion. Heute kämpft die italienische Stahlindustrie ums Überleben; Schrott wird zum Einschmelzen z.T. nach China oder Indien verschifft. Der Eisenerzabbau auf Elba rentiert sich nicht mehr (trotz reinsten Erzes in Unmengen und kaum 20 km Transportweg zum Stahlwerk - wenn das nicht angewandte Raumordnung wäre) ; Das Stahlwerk in Piombino gehört heute Acelor Mittal (und die werden naturgemäß auch lieber in Indien produzieren).  Was hat nun die Parkraumbewirtschaftung in Innsbruck mit solch einer Grundstoffindustrie zu tun? Verkehr und Industrie emittieren CO2 und werden gegeneinander ausgespielt.


Man muss sich schon fragen für was sich Politker, Interessensvertreter und "Manager" so einsetzen: 

Einerseits droht die VÖEST Produktionen auszulagern*,  wenn die Umweltstandards weiter hochgeschraubt werden. (Interessant auch das *hier)
*)HAMBURG (dpa-AFX) - Der Chef des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine , Wolfgang Eder, hat Europas Stahlindustrie zur dauerhaften Stilllegung von Kapazitäten aufgefordert. "Wir brauchen in Europa Werksschließungen – vor allem in Osteuropa", sagte er der "Financial Times Deutschland" (FTD/Freitag)....

Andererseits regen sich eben solche "Wirtschaftsvertreter" auf, wenn in einem städtischen Raum etwas getan wird, um den Autoverkehr einzudämmen.

Denn die CO2-Sünden Österereichs kommen vom Verkehr (er ist der zweitgrößte Verschmutzer: 30% Industrie, 26% Verkehr) und nicht allein aus der Industrie. 

Reduzieren wir den Autoverkehr auf ein vernüftiges Maß (globalisiert betrachtet währden das minus 95%), hat die Industrie  wieder mehr Handlungsspielraum. Ich persönlich möchte jedenfalls unsere Grundstoffindustrie nicht verlieren (wie z.B. die Liste der Hochöfen in Europa zeigt, droht mittelfristig hier einen Abhängigkeit vom asiatischen Raum, wie das Beispiel Italien zeigt.

Und wenn es um CO2 Reduktion geht, dann geht es auch darum unsere Städte so zu gestalten, dass Zufußgehen, Fahrradfahren und öffentlicher Nahverkehr für das Gros attraktiver werden. Sowohl-alsauch-Lösungen führen bei diesem Problem nur dazu, dass wir im Autoverkehr ersticken**. In Innsbruck tut sich nun was (vgl. auch Innnsbruck Informiert) und die "Wirtschaft" wetzt die Messer (und manche andere in deren Dunstkreis).

**) Das Beispiel Griechenland/Spanien/Portugal/Italien beweist, dass ansich gut gemeinte Projekte (diverse Straßenbahnen, aber auch Hochleistungsstrecken)  wenig helfen (ihre Existenz ist nun bedroht (Bsp: Streichung von fast 600 km Schienstrecken für den Personenverkehr in Portugal ), zumal einem die Staße unverständlicherweise noch immer viel mehr wert ist) solang man gleichzeitig Straßen ohne Ende baut. Meiner Meinunng nach ist ein Gutteil der gegenwärtigen Situation (des Nichtausderkriseherauskommens) darauf zurückzuführen, dass diese Länder zu viele rückwärtsgewandte Invetitionen tätigten. Und da wir im Resteuropa diesbezüglich auch nicht gescheiter sind, wird einem Angst und Bang.


Dazu passend mein Leserbrief an die TT am 12.5.2011, der dort sogar relativ ungekürzt online steht - (die Kürzungen haben ihn wieder einmal besser gemacht, was bedeutet, dass zu guten Texten fast immer zwei gehören, allerdings - und das freut mich - sind die zwei Tippfehler "auf die Schiene" statt "auf der Schiene" und "80 - 90 Prozen" erstaunlicherweise nicht von mir :-).

Hier die "Langfassung":

Wenn man die Pressemitteilung der Stadt Innsbruck zur Parkraumbewirtschaftung genau liest, wurde ein Bericht über deren gegenwärtige Situation und Varianten zur Diskussion in den politischen Gremien erstellt. Der Theaterdonner, der nun prophylaktisch von der Seite der „Wirtschaft“ kommt, ist daher entbehrlich.
Als Innsbrucker wünsche ich mir, dass wirklich alle Möglichkeiten (auch Stadtmaut) erwogen worden, um die Stadt lebenswerter für die dort wohnenden und arbeitenden Menschen und nicht für die dort herumstehenden und fahrenden Autos zu machen. Der Ausbau des innerstädtischen und stadtnahen öffentlichen Nahverkehrs auf der Schiene – zum ersten Mal nach langer Zeit eine größere Verkehrsinfrastruktur, die wirklich einen Sinn hat –  schafft für viele Fahrten in der Stadt eine gute Alternative. Und diese Alternative darf nicht im Parkplatzsuchverkehr stecken bleiben. Die „Wirtschaft“ kann sich darüber auch freuen. Die Bosse werden zu ihren Meetings mit der Straßenbahn oder dem Fahrrad fahren (es gibt solch intelligente Exemplare bereits, sogar den Federspiel hab ich einmal in der Straßenbahn gesehen) und der verbleibende wirklich notwendige Verkehr mit dem KFZ (z.B. Handwerker, Einsetzdienste, Transport sperriger Waren durch Zustelldienste, Taxis) läuft reibungsloser ab. Personenkraftwagen haben im gegenwärtigen Ausmaß in einer Stadt nichts zu suchen. Ich gehe davon aus, dass sich vom PKW-Verkehr ungefähr 80-90% zuviel in der Stadt „herumtreibt“. Der kleine Bürger ist ja nur gezwungen damit zu fahren, da ihm bisher keine Alternativen geboten wurden und nur in Autoinfrastruktur investiert wurde. 

Der Textentwurf dieses Blogeintrags stammt großteils vom 13.5.2011 und wurde im orange markierten Schriftteil aktuell ergänzt und, da er zum vor-vorherigen Eintrag gut passt, hier drangehängt


 

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