Das letzte Mal Nachtzug? |
Am
folgenden Morgen, als wir gemütlich über die Alb von Geislingen nach Ulm
zuckelten, hinter uns eine Regioexpress, der immer wieder verzögern musste, damit
er nicht auffuhr, kam der Schaffner mit den bereits bestätigten Formularen für
die Fahrpreisrückerstattung: Zwar waren die zwei Stunden Verspätung noch nicht
ganz voll, das würde jedoch noch bis München „werden“ und außerdem sind die
Anschlüsse ja bereits verpasst.
Mittlerweile
haben wird 50% der Fahrpreise zurückerhalten, nebst freundlich-eilfertigen
Schreiben der Bahnverwaltungen…..einen Eindruck, den ich bereits im Schlafwagen
hatte, wurde ich jedoch nicht los:
Werden da
sowohl Fahrgäste als auch Personal benutzt um, verpackt in den Servicegedanken,
mit dem Instrument der Fahrpreisrückerstattung Nachtzüge so ins Minus zu
bringen, dass sie keinesfalls mehr kostendeckend betrieben werden können?
Gibt es
möglicherweise Anweisungen vom höheren ans mittlere Management, durch Unterlassung Mängel zu schaffen, die
solchen Fahrpreisrückerstattungen förderlich sind?
Lebhaft
stellte ich mir noch während der Fahrt von München nach Innsbruck ein
„Geheimpapier“ vor, in dem einer aus dem höheren Management seine Untergeben
dazu anweist, das Halten der
Qualitätsstandards im CNL mal ganz locker zu sehen um eine erzieherische
Wirkung bei jenen unverbesserlichen Fahrgästen zu erzielen, welche noch immer
mit Nachzügen reisen wollen, mit kollegialen Grüßen Rüdiger.
Schon war
ich am Überlegen, wie man eine solches Dokument in einem Zug der deutschen Bahn
liegen lassen könnte, dann so tut, als hätte man es entdeckt und einen empörten
offenen Brief direkt ans Management schreibt.
Ich
unterließ das aus drei Gründen:
Erstens,
weil es zwar möglicherweise die Wahrheit ist,
ich das aber nicht wissen kann und somit eine Lüge verbreiten würde.
Zweites,
weil ein Manager der deutschen Bahn so
etwas in einem Zug nicht liegen lassen wird, weil er in der Regel mit dem Auto
fährt oder mit dem Flugzeug fliegt also die Auffindungsgeschichte selbst schon
konstruiert wirken würde.
Drittens,
weil als Antwort auf solch eine Empörung normalerweise nur die Flucht der Beschuldigten
nach vorn eintritt – wenn die unterstellte perfide Vorgangsweise des
Bahnmanagements der Wahrheit entsprechen sollte, dürfte man sich also nur eine
rotzfreche Antwort erwarten, die man ja schon bei anderen derartigen Aufdeckungsvorgängen
kennt.
Nun ist
jedoch ohnehin die Katze aus dem Sack * und auch wenn hintennach gewattet ist,
sozusagen als Abgesang grabe ich zwei Altlasten aus, die bei meinen
unerledigten Dingen herumliegen und zu diesem Thema indirekt und direkt passen.
*) Der Artikel der Süddeutschen Zeitung klingt wie ein bezahlte Einschaltung.
Der
erweiterte Selbstmord mit einem Verkehrsflugzeug (Germanwings 9525) hat in mir einige Fragen
aufgeworfen. Unter anderem über die Sicherheit des Fliegens – auch wenn es sich
hier sozusagen um menschliches Versagen handelte. Auch stellte ich mir die Frage,
warum in der Verkehrspolitik keine Schwerpunkte gesetzt werden, sonder
munter die Gießkanne in alle erdenklichen Richtungen geschwungen wird um
möglichst geringen Nutzen für ein Maximum an Kosten zu erzielen.
Wahrscheinlich, weil es doch in irgendeiner Weise ein Geschäft ist. Und wenn mal
zufälligerweise und unerwartet etwas Vernünftiges geschieht, dann wohl auch nur, weil eine Mehrheit ein
Beteiligten (Spekulanten, Kunden) einen persönlichen Nutzen daraus zu ziehen mein.
Im April
2015 habe ich zum Thema Flugsicherheit und Nachtzugverkehr einige Gedanken
niedergeschrieben. Veröffentlicht habe
ich sie nur in kleinem Kreis, da mir es damals etwas pietätlos erschien.
Aus dem
Jahr 2011 stammt die als Blogeintrag entworfene „Kurzgeschichte“ die
man mit „Rückentwicklung eines Gemeinwesens“ umschreiben könnte, auch wenn die Motivation eher in
verkehrspolitischen Verhältnissen zu suchen ist.
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